So pflegst du Kleidung aus Wolle

Im Vordergrund des Bildes liegen Strickteile aus Merinowolle und Garnkonen von Kerstin Naegler. Weiter hinten ist der Athene-Plaid in springgreen/creme über eine Puppe drapiert. Die Designerin ist ihm Hintergrund zu sehen.

Wolle ist angenehm zu tragen, die Naturfaser ist klimatisierend und bei richtiger Pflege so langlebig wie kein anderes Material. Kleidung aus Wolle können wir mit gutem Gewissen kaufen und tragen, denn Wolle ist eine der ältesten, nachhaltigsten und bewährten Fasern, die in der Bekleidung verwendet werden. Bist du auch ein Wolle-Fan? Dann herzlich willkommen im Blog von KNIT, Designerin und Herstellerin von hochwertigen und wandlungsfähigen Strickkreationen.

Beim Waschen, bei der Pflege und bei der Lagerung von Kleidung aus Wolle gibt es oft Unsicherheiten, denn falsche Pflege, unbedachte Lagerung und nicht zuletzt hungrige Schädlinge können unseren kuscheligen Lieblingsteilen gefährlich werden. Wenn wir schonmal ein schönes Teil in unser Herz geschlossen haben, wollen wir es schließlich nicht mehr missen! Was also kannst du vorbeugend tun, um die Langlebigkeit deines Kleidungsstücks aus Wolle zu erhalten? 

Und falls du schon Spuren von Pilling, einen gezogenen Faden oder sogar ein kleines Loch entdeckst, was kannst du tun?

Doch dabei kann ich dir helfen, denn mit ein bisschen Know-how rund um die Wollfaser kannst du vieles vermeiden und so hast du lange Freude an deinen Pullovern, Plaids, Cardigans, Ponchos oder Schals aus dem schönen Naturmaterial Wolle. Damit sie lange halten, schön flauschig und in Form bleiben, gebe ich dir ein paar Tipps, wie du Wollprodukte richtig pflegen und lagern solltest.

 

Hier ein paar Fälle, vor denen du vielleicht selbst schon einmal gestanden bist - und was du dagegen tun kannst:

 

1. Die Wollfasern bilden Knötchen an der Oberfläche, sogenanntes "Pilling".

Harmlos - macht aber etwas Mühe. Pilling entsteht durch Reibung auf der Oberfläche des Wollstoffes oder des Gestricks. Oft passiert das unter den Armen oder im Kontakt mit Taschen, die man am Körper trägt und deren Flächen immer wieder in Kontakt mit dem Wollstoff kommen. Wollgarne von geringerer Qualität sind anfälliger für Pilling, da die einzelnen Fasern kürzer (und daher kostengünstiger) sind und sich leichter aus dem Faserverband herauslösen. Dadurch gibt es mehr herausstehende Faserenden, die sich miteinander verhaken und auf diese Weise kleine Knoten bilden. 

Es lohnt sich also, etwas mehr in eine hochwertige Woll-Qualität aus Garnen mit längeren Fasern zu investieren. Durch die Langlebigkeit macht sich der Preis schnell bezahlt. 

Wie heißt es bei Gucci so schön? "Die Qualität bleibt, nachdem der Preis längst vergessen ist."

Sind schon Knötchen entstanden, dann kann man diese mit einem Fusselrasierer abschneiden oder mit einem speziellen Kamm vom Stoff entfernen.

 

2. Nach dem Waschen verfilzt die Oberfläche und verliert dabei die Form, oder schrumpft sogar zusammen.

Reibung in Verbindung mit Temperatur sollte man bei Wolle unbedingt vermeiden, denn die Wollfaser verfilzt dadurch auf jeden Fall. Durch zu heißes Waschen, zu volle Waschtrommeln oder durch zu viel Bewegung während des Waschvorgangs entsteht das Verfilzen, das auch gleichzeitig einen Größenverlust bedeutet. Je mehr sich die Wollfasern ineinander verhaken und sich so zu einer festeren Fläche verbinden, desto kleiner wird am Ende das Teil aus der Waschmaschine kommen. So mancher hat aus einem teuren Oversized-Pullover aus Versehen einen Kinderpulli gemacht.  

Glücklicherweise hat heutzutage fast jede Waschmaschine einen Wollwaschgang. Der arbeitet mit maximal 30 Grad und lässt der Wäsche in der Trommel viele Ruhepausen, in denen das Wollwaschmittel einwirken kann. Wer sich nicht traut, gleich 30 Grad einzuschalten, kann auch Kaltwäsche einstellen. Und wer gar kein Risiko eingehen möchte, wäscht das Strickteil mit Wollwaschmittel von Hand. Auch hier bitte nur drücken und sanft auswringen, nicht zu stark reiben oder „schrauben“. Am Schluss vor dem Aufhängen lieber nochmal in ein sauberes Handtuch rollen und so das überschüssige Wasser sanft herausdrücken.

Kein Wollwaschmittel zur Hand? Dann tut es übrigens auch mal Haarshampoo.

 

3. Die Pullis werden immer länger und verlieren die Form.

Auch Kleidung unterliegt der Schwerkraft. Strick ist in der Länge und in der Breite flexibel. Je lockerer das Gestrick, desto flexibler. Daher ist Strick ja auch so bequem. Beim Trocknen nach dem Waschen oder Lagern sollte das Strickteil liegen und nicht auf einen Bügel gehängt werden.

Würden wir den Pulli, die Strickjacke oder den Schal auf einen Bügel hängen, würde die Schwerkraft stetig nach unten ziehen, die flexiblen Maschen richten sich dann in der Länge aus und springen eventuell nicht wieder zurück in die ursprüngliche Form. Zudem bilden sich meist unschöne Ausbeulungen durch die Bügelenden, auch das lässt sich durch das liegende Trocknen bspw. auf dem Wäscheständer und das Aufbewahren im Schrankregal vermeiden. 

 

4. Die Wolle fühlt sich mit der Zeit rau an.

Wenn sich das flauschige Wollteil nicht mehr so weich anfühlt, empfiehlt es sich, es zwischendurch zu waschen, auch wenn Wolle durch ihren Selbstreinigungseffekt nicht oft gewaschen werden muss, denn vielleicht haben sich zu viele grobe Schmutzpartikel festgesetzt. 

Viele Strickteile haben jedoch durch eine spezielle Waschung mit Zugabe von Silikon im Laden eine weichere Oberfläche. Das wäscht sich heraus und zurück bleibt natürlich ein etwas rauerer Griff. Wie erkennst du ein mit Silikon behandeltes Produkt? Wenn du nach dem Anfassen des Gestricks ein seifiges Gefühl zwischen den Fingern hast, wurde es mit Silikon gewaschen. Im schlimmsten Fall ist von der Flauschigkeit beim Kauf nach einer Weile nicht mehr viel übrig. Besser ist es natürlich, gleich ein Kleidungsstück aus hochwertiger, feiner Wolle zu kaufen, das auch hält, was es verspricht.

Ein Extra-Tipp für Mutige: Nach dem Waschen (oder einfach mal zwischendurch) das Strickteil kurz (max. 3-5 Minuten) in den Trockner zu geben. Aber Vorsicht, unbedingt dabei bleiben oder den Wecker stellen! Das Herumwirbeln im Trockner lockert die Fasern zusätzlich auf und macht noch ein bisschen flauschiger. 

 

5. Fadenzieher 

Halb so schlimm. Fadenzieher können bei Strick immer mal passieren und sind leicht zu beheben. Die langgezogene Fadenschlaufe wird mit einer Häkelnadel oder einer groben Nähnadel einfach auf die Innenseite gezogen. Besonders gut geht es mit einer Zungennadel.

Bei einem Wendeteil, bei dem beide Seiten genutzt werden, kann man den Faden wieder in den Fadenverlauf der Maschenstruktur hineinziehen. Auch das lässt sich gut mit einer Nähnadel oder einer Zungennadel bewerkstelligen.

 

6. Kleine ungebetene Mitbewohner schädigen das Gestrick: Mottenfraß und Wollkäfer

Keine Panik - Gegen die kleinen hungrigen Insekten können wir zum einen vorbeugen, damit es gar nicht zum Mottenbefall kommt. Zum Anderen können wir etwas gegen Eier tun, die schon in die Textilien gelegt wurden. Und falls schon Löcher entstanden sind, kann man auch diese reparieren, und sie dadurch optisch wieder verschwinden lassen. 

Vorbeugen: Der gute alte Lavendelgeruch und Kräuterduft wie Rosmarin und Thymian ist für Insekten unangenehm, und sie werden deinen Kleiderschrank meiden. Es gibt Duftspender in Form von getrocknetem Lavendel und Kräutern in Säckchen, als Duftkerzen oder als Lavendelöl, das im Raum oder im Schrank verteilt oder versprüht wird. Die Intensität lässt jedoch manchmal nach, man muss schon darauf achten, dass der Duft nicht verfliegt. Es gibt auch kleine Zedernholzwürfel, die die kleinen Falter abwehren. Mottenpapiere helfen ebenfalls, wenn man mit Chemie arbeiten will, aber im Gegensatz zu den für uns leckeren Kräutern stinken die chemischen Substanzen unangenehm und der Geruch haftet an der Kleidung.

Wenn du die Kleidungsstücke aus Wolle über längere Zeit nicht anziehen willst - über den Sommer beispielsweise - dann empfiehlt es sich, sie in luftdichten, wiederverwendbaren Plastiksäcken zu lagern. Aus Platzgründen kann man vakuumierbare Behältnisse wählen, die mit dem Staubsauger bedienbar sind.

Stufe 2: Wenn du bereits Motten entdeckt hast, solltest du im ersten Schritt deinen Schrank mit Essigwasser auswaschen und in Ecken und Ritzen das Essigwasser hinein sprühen. 

Als Nächstes ist es dringend notwendig, die Eier und Larven, die schon in deine Textilien gelegt wurden, loszuwerden. Dafür gibt es „Schlupfwespen“, die man in einem 6-wöchigen Kartenabo bestellen kann. Diese Zeit wird benötigt, um einen Entwicklungszyklus des Mottennachwuchses abzudecken. Die Motteneier sind die Nahrung für die Schlupfwespen, sie spüren sie daher auf und vertilgen die Eier. Ich empfehle Schneckenprofi Punkt de, denn hier enthalten die Kärtchen die notwendige Anzahl an Schlupfwespen, die zur erfolgreichen Bekämpfung notwendig sind. 

Von Mottenfallen rate ich ab, denn vielleicht hast du gar keine Motten im Raum, sie locken aber durch die Geruchsstoffe bei geöffnetem Fenster erst recht welche an. 

 

Oje, ein kleines Loch! Jetzt braucht es etwas Geschick: Zu den meisten Strickteilen wird beim Kauf einige Zentimeter Garn mitgeliefert. Du solltest auf jeden Fall mit einem sehr ähnlichen Garnfaden arbeiten, um das Loch zu reparieren. In Farbe und Garnstärke sollten keine großen Unterschiede zum verstrickten Garn sein. Am besten gehst du das Ganze unter einer Lupe an, denn die Maschen sind ja oft sehr fein. Ziel ist es, die losen Maschen am Rand des Lochs, die noch intakt sind, wieder aufzunehmen und dazwischen den ursprünglichen Maschenverlauf des Gestricks nachzubilden. Vernäht werden die Fäden am Schluss, indem du sie mit einer Nadel quer in die Maschenreihe ziehst, wie einen Fadenzieher. 

 

Hast du noch Fragen? Dann schreib mir gerne eine E-Mail, ich beantworte sie dir gerne. 

Gutes Gelingen bei der liebevollen Pflege deiner Strickteile wünsche ich dir!

Deine Kerstin, Designerin von KNIT